Wissenschaftliche Begleitung und Evaluation der Umsetzung des Drogenhilfekonzepts in Köln

Wissenschaftliche Begleitung und Evaluation der Umsetzung des Drogenhilfekonzepts in Köln

Laufzeit: von 2019 bis 2022
Auftraggeber: Stadt Köln
Mitarbeitende: Schu, Oliva, Martin

Aufgabe

Unter Federführung der Suchtkoordination im Gesundheitsamt hat die Stadt Köln, beginnend im Jahr 2016, gemeinsam mit den Trägern ein Drogenhilfekonzept entwickelt, das im Januar 2020 verabschiedet wurde. FOGS wurde mit der wissenschaftlichen Begleitung und Evaluation der Umsetzung des Drogenhilfekonzepts beauftragt. Die Aufgaben der wissenschaftlichen Begleitung waren gemäß Leistungsbeschreibung, das Drogenhilfekonzept und die Umsetzung der darin vereinbarten Maßnahmen in Bezug auf die gesamte Struktur, die Angebote und Maßnahmen zu analysieren und zu bewerten. Tatsächlich wurde der Auftrag zu Beginn neu justiert, im Mittelpunkt standen nun weniger eine Evaluation der Umsetzung als die Untersuchung von Planungs- und Steuerungsstrukturen in der Stadt sowie Situationsanalysen zu ausgewählten Aspekte der Versorgung. Aus den Erkenntnissen sollen Handlungsempfehlungen abgeleitet werden.

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Umsetzung

Für das Vorhaben wurde ein mehrdimensionaler Ansatz gewählt und unterschiedliche Verfahren der empirischen Sozialforschung verknüpft. Dem Konzept responsiver Evaluation folgend, war für die Untersuchung die grundlegende Beteiligung der Akteure in der Verwaltung, von Trägern und Einrichtungen der ambulanten Drogenhilfe sowie von Betroffenen bedeutsam.

Im Rahmen der Startphase wurde das Vorhaben bei allen relevanten Akteuren vorgestelt und in einem Fachgespräch der bis dahin vorliegende Entwurf des Drogenhilfekonzepts kritisch diskutiert. Es folgte eine Bestandsaufnahme der Situation in Köln (durch Sekundäranalyse und qualitative Gespräche mit Expert*innen) mit Fokus auf Planungs- und Steuerungsaspekten der gesamten kommunalen Hilfeerbringung für Drogenabhängige bzw. -konsumierende Menschen in Köln. Zur Begleitung der Umsetzung wurde neben einer Lenkungsgruppe (mit Vertreter*innen aus Kommune, Jobcenter Köln und LVR) eine Projektarbeitsgruppe (mit Trägervertreter*innen und Selbstvertretung) eingerichtet. Im Prozess wurden dann eine Arbeitsgruppe Daten eingerichtet und hier gemeinsam u.a. neue Berichtsformate entwickelt. Für themenbezogene Situationsanalysen wurden qualitative und quantitative Erhebungen umgesetzt, mehrere partizipative Community-Mapping-Workshops durchgeführt und in einer Arbeitsgruppe Fallrekonstruktionen mit Schwerpunkt Teilhabe/Beschäftigung/Arbeit realisiert. Die Ergebnisse wurden regelmäßig in die Gremien rückgemeldet und dort das weitere Vorgehen abgestimmt. Auch wurde die Suchtkoordination der Stadt laufend zu verschiedenen Aspekten beraten.

Ergebnisse

Nachdem die wissenschaftliche Begleitung aufgrund der Corona-Pandemie bis Ende 2022 verlängert worden war, wurde im Januar 2023 der Abschlussbericht zum Prozess vorgelegt. Entsprechend der ersten Zwischenergebnisse, wonach insbesondere Planung und Steuerung zu entwickeln waren, wurde zunächst eine neue Gremienstruktur entwickelt. Dabei betreffen sämtliche Entwicklungen nun nicht mehr nur die Drogenhilfe, sondern beziehen sich umfassend auf Suchtprävention und Suchthilfe – unabhängig vom Suchtmittel. Implementiert wurde ein verwaltungs- und ämterübergreifendes Austausch- und Steuerungsgremium, in dem kommunale und andere Leistungsträger sich fachlich abstimmen, Ziele harmonisieren und ebenso Berichterstattung. Als zweites wurde als zentrales Austauschgremium von kommunalen Akteuren und den Trägern/Einrichtungen der Suchtkrankenhilfe der Beirat Suchthilfe aufgebaut. Der Beirat soll die Fach- und Praxisexpertise in der Stadt bündeln und systematisch die Arbeit bestehender und neu zu schaffender Arbeitsgruppen im Suchtbereich einbeziehen. Für die Weiterentwicklung von Planungs- und Steuerungsdaten wurde die AG Daten Suchthilfe gegründet, sie soll zudem beraten zu Erfassung, Auswertung, Interpretation und Nutzung der im Sucht- und Drogenbereich der Stadt Köln erzeugten struktur-, angebots- und klient*innenbezogenen Daten mit Fokus auf technischen und methodischen Fragen sowie der Weiterentwicklung des Hilfesystems und der Anpassung auf je spezifische Fragestellungen. Schließlich wurde ein Partizipationsgremium entwickelt, „Der direkte Draht“. Hier trifft Suchtkoordination direkt Betroffene, um deren Expertise für die Weiterentwicklung einzuholen.

Weiterentwickelt wurden ferner Planungsgrundlagen durch Bereitstellung einer einheitlichen Dokumentation von Struktur-, Angebots-, Nutzungs- sowie Klient*innendaten – in Beratungsstellen und niedrigschwelligen Angeboten sowie von Wartezeiten und Inanspruchnahmehürden. Die Daten werden kölnweit ausgewertet. Auch für das Controlling der Stadt wurden einheitliche Berichtsgrundlagen und ein neues Procedere entwickelt. Schließlich wurden aufgrund der verschiedenen Auswertungen und Erhebungen Empfehlungen für die Weiterentwicklung des Hilfesystems abgeleitet. Dabei geht es vor allem um die Ausweitung von niedrigschwelligen Hilfen, wie Konsumräume und Aufenthaltsmöglichkeiten sowie um mehr fallbezogene Abstimmung und die Schärfung von Aufgabenprofilen und Qualitätsstandards der Psychosozialen Begleitung Konsumierender – auch in Abgrenzung zu Ambulant Betreutem Wohnen. Wichtig wird zudem sein, Zielgruppen zukünftig verstärkt partizipativ zu beteiligen und aktiv an der Entstigmatisierung von Suchtmittelkonsumierenden zu arbeiten.