Konzeptionelle Weiterentwicklung der Jugendhilfe im Umgang mit Suchtmittelkonsum und suchtbezogenen Problemlagen

Konzeptionelle Weiterentwicklung der Jugendhilfe im Umgang mit Suchtmittelkonsum und suchtbezogenen Problemlagen

Laufzeit: von 2016 bis 2021
Auftraggeber: Jugend- und Drogenberatung anonym e. V., Solingen
Mitarbeitende: Schu, Hartmann

Aufgabe

Das Vorhaben der Jugend- und Drogenberatung anonym e. V. und der stationären Jugendhilfeeinrichtung Halfeshof in Solingen basiert zum einen auf Erfahrungen der Jugend- und Drogenberatung, die selbst an der Schnittstelle von Jugend- und Suchthilfe angesiedelt is,t und zum anderen auf den Ergebnissen der im Auftrag des LWL von FOGS durchgeführten Untersuchung zu „Suchtmittelkonsum und suchtbezogene Problemlagen von Kindern und Jugendlichen in stationärer Jugendhilfe“, die die besondere Belastung der in den Jugendhilfeeinrichtungen betreuten Kinder und Jugendlichen aufzeigen konnte. Die Jugendhilfeeinrichtung Halfeshof in Solingen wird von 2016 an für drei Jahre modellhaft durch die Jugend- und Drogenberatung anonym e. V., Solingen bei der Bearbeitung dieses Themas unterstützt. Dabei geht es darum, das Thema Suchtmittelkonsum bzw. suchtbezogene Entwicklungen konzeptionell zu verankern, Regeln und Standards zu erarbeiten, die Handlungskompetenz der Fachkräfte zu erhöhen und die Kooperation zwischen Jugend- und Suchthilfe weiterzuentwickeln – bis hin zum Aufbau gemeinsamer Arbeitsprozesse. 

Umsetzung

FOGS wurde mit der wissenschaftlichen Begleitung des von der Stiftung Wohlfahrtspflege NRW geförderten Projekts beauftragt. Als erster Arbeitsschritt wird eine umfassende Bestandsaufnahme in beiden Einrichtungen durchgeführt, darunter fragebogengestützte Interviews von Jugendlichen zu ihrem Konsumverhalten und eine schriftliche Befragung der Jugendhilfe-Fachkräfte zu ihrer Wahrnehmung und ihrem Umgang mit konsumbezogenen Aspekten. Fokusgruppengespräche und eine Analyse von Materialien der Einrichtungen ergänzen die Befragungen. Die Ergebnisse der Bestandsaufnahme dienen der Ausrichtung von Aktivitäten und Maßnahmen im Projekt.

Im Verlauf werden die Prozesse von FOGS dokumentiert und analysiert und schließlich wird im letzten Projektjahr eine erneute Ergebnisevaluation durchgeführt, um Wirkungen der Projektarbeit zu eruieren und Transfermöglichkeiten der Erfahrungen zu beleuchten.

Ergebnis

Wie in der zu Beginn der Evaluation durchgeführten Basiserhebung zum Suchtmittelkonsum unter den Jugendlichen im Halfeshof festgestellt wurde, sind (riskanter) Konsum, Suchtgefährdung und Sucht keineswegs randständige, sondern zentrale Themen im Jugendhilfealltag. Die Ergebnisse der befragten Kinder und Jugendlichen verdeutlichen die Belastung dieser spezifischen Zielgruppe.

Beispielsweise hatten rund 65 % der befragten Kinder und Jugendlichen im Halfeshof in ihrem Leben schon einmal eine Zigarette geraucht, knapp 38 % bezeichneten sich zum Zeitpunkt der Befragung als Raucher.

Wie die Befragung der Mitarbeitenden zeigt, wissen die Fachkräfte im Halfeshof um den Konsum ihrer Schützlinge, ihre Einschätzungen dazu zeigen ein recht realitätsnahes Bild. Im Projektverlauf konnten u. a. für alle Mitarbeitenden des Halfeshofs In-House-Schulungen durch die Judro organisiert werden. Die Akteure erprobten dabei vielfach neue Wege wie bspw. die Basisschulung aller Beschäftigten in der gesamten Breite der Einrichtung. Darüber hinaus wurden MOVE-Schulungen angeboten und im Projektverlauf außerdem neue Maßnahmen wie Fachkräfte- und Teamberatungen sowie zielgerichtete fallbezogene Kooperation mit der Judro entwickelt und praktisch erprobt.

Als Fazit kann festgehalten werden, dass das Mehr an Wissen die Sicherheit bei den Mitarbeitenden gesteigert hat, die Möglichkeiten des (pädagogischen) Handelns konnten erweitert werden.

Die Modellinitiative ging von Beginn an davon aus, dass die stationäre Jugendhilfe nicht alle Aufgaben allein schultern kann, zumal Suchtgefährdung nur eines von vielen Themen im Jugendhilfealltag darstellt. Die Kooperation zwischen Judro und Halfeshof konnte im Projektverlauf in „Gang gebracht“ werden und sie wird auch zukünftig bedeutsam sein, um fallbezogen adäquate Hilfepakete zu schnüren, die Vermittlung von Jugendlichen zu etablieren oder die kollegiale Fachberatung zu fördern.

Die vollständigen Ergebnisse der Evaluation wurden dem Auftraggeber im Januar 2019 in einem Abschlussbericht vorgelegt.