Einwanderung gestalten NRW (unter Leitung von Prof. Dr. C. Reis (ISR, Frankfurt University of Applied Sciences))

Einwanderung gestalten NRW (unter Leitung von Prof. Dr. C. Reis (ISR, Frankfurt University of Applied Sciences))

Laufzeit: von 2017 bis 2019
Auftraggeber: Ministerium für Arbeit und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen
Mitarbeitende: Schu

Aufgabe

Mit dem im Frühjahr 2017 startenden Modellprojekt verfolgte die nordrhein-westfälische Landesregierung das Ziel, die rechtskreisübergreifende Zusammenarbeit zur Integration aller zugewanderten Menschen in den Kommunen zu fördern. So sollten effiziente Strukturen und ein systematisiertes und koordiniertes Vorgehen zwischen den kommunalen Behörden und allen weiteren relevanten Akteuren installiert werden, in dessen Mittelpunkt der zugewanderte Mensch mit seinen Potenzialen und individuellen Bedarfen steht.

Die Modellprojekte gingen von den kommunalen Gegebenheiten aus und haben neben der operativen Umsetzung auf Einzelfallebene (Case Management) die fachbereichs-, dezernats- und trägerübergreifende Kooperation auf Planungsebene weiterentwickelt. Dieser Prozess wurde wissenschaftlich eng begleitet. Die wissenschaftliche Begleitung wurde dem ISR – Institut für Stadt- und Regionalentwicklung der Frankfurt University of Applied Sciences übertragen, die Gesamtleitung lag bei Prof. Claus Reis. FOGS war Mitglied des Beratungsteams und übernahm die Begleitung von drei der zwölf ausgewählten Standorte.

Umsetzung

Während der zweijährigen Modellphase wurden die Standorte bei der Bestandsaufnahme und dem Aufbau einer geeigneten Projektstruktur unterstützt. Im Verlauf wurden sie intensiv wissenschaftlich begleitet und beraten. Grundlage der Begleitung war die Berücksichtigung der Dualität von Struktur und Fall sowie das Konzept von Produktionsnetzwerken. Insofern ging es gleichermaßen um den Aufbau von Netzwerken wie um die Implementation bzw. die Weiterentwicklung von Case Management. Die kommunalen Koordinator*innen wurden in methodischen Ansätzen und Instrumenten geschult, zudem werden ein standortübergreifender Austausch der Modellerfahrungen und gemeinsames Lernen ermöglicht. Die wissenschaftliche Begleitung unterstützte, dokumentierte und analysieret den Prozess an jedem Standort und führte die Ergebnisse fortlaufend in die Entwicklungsarbeit zurück.

Ergebnisse

Für das Vorhaben zentral war ein Verständnis von Integrationsarbeit, das Teilhabe in den Mittelpunkt stellt. „Teilhabe“ in diesem Sinne bedeutet einerseits die chancengleiche Teilhabe an gesellschaftlichen Feldern und anderserseits die Teilhabe an den Hilfen, die die Gesellschaft bereitstellt, um diese Teilhabe zu sichern. Letztere müsste beinhalten, dass einerseits für alle Gesellschaftsmitglieder Teilhabechancen eröffnet und andererseits für diejenigen Teilhabekompetenzen gestärkt werden, die diese Chancen nicht ohne Unterstützung wahrnehmen können. In den Standorten gelang es, wenn auch in unterschiedlichem Umfang, Strukturen für Oranisationsentwicklungsprozesse zu schaffen, die die Zusammenarbeit fördern und zudem, die Unterstützungssysteme für die Zielgruppen selbst zu verbessern. Dabei zeigte sich zuvörderst, dass Strukturentwicklung besser gelingt, wenn sie fallbasiert erfolgt und systematisch Fall- und Strukturebene verbunden werden. Zudem zeigten sich weitere, standortübergreifende Gelingensfaktoren für die Entwicklung von Produktionsnetzwerken in der Integrationsarbeit, darunter die echte Einbindung aller relevanten kommunalen Akteure und jene außerhalb der Verwaltung, eine Ansiedlung auf hoher Hierarchieebene, klare Entscheidungsstrukturen und die Implementierung qualifizierter Koordinationsstellen, die Einbeziehung von Nutzer*innen und die Entwicklung eines träger- und rechtskreisübergreifenden Case Managements (vgl. Reis, C., 2020, Kommunales Integrationsmagement. Leitfaden für die Praxis. Baden-Baden: Nomos). Wichtig war im Projekt und darüber hinaus, dass die Landesebene die Entwicklungen flankiert. Deshalb ist es ein großer Erfolg, dass das Land NRW die Erkenntnisse des Programms aufgriff und im neuen Teilhabe- und Integrationsgesetz verankerte. Darauf aufbauend wurden sowohl in mehreren Folgeprojekten und -initiativen die Bemühungen zu besserer Integrationsarbeit weiterentwickelt (Gemeinsam klappt’s, Teilhabemanagement NRW, Durchstarten in Ausbildung und Arbeit etc.) als auch mit dem „Kommunalen Integrationsmanagement NRW“ ein großes Infrastrukturentwicklungsprogramm aufgelegt, das nachhaltig in den Kommunen in NRW Integrationsstrukturen und -prozesse verbessern wird (s. KIM NRW). Alle Programme werden wissenschaftlich begleitet, FOGS ist erneut beteiligt.