QuaSiE – Qualifizierte Suchtprävention in Einrichtungen der stationären Jugendhilfe und QuaSiE 2.0

QuaSiE – Qualifizierte Suchtprävention in Einrichtungen der stationären Jugendhilfe und QuaSiE 2.0

Laufzeit: von 2016 bis 2022
Auftraggeber: Bundesministerium für Gesundheit
Mitarbeitende: Schu, Hartmann

Aufgabe

Das Bundesgesundheitsministerium beauftragte 2016 die LWL-Koordinationsstelle Sucht mit dem Projekt „QuaSiE“ in Einrichtungen der stationären Jugendhilfe. Das Modellprojekt zielte darauf, in der Jugendhilfe verhältnispräventive Strukturen anzustoßen und den Umgang mit problematisch konsumierenden Jugendlichen zu verbessern. Ausschlaggebend für das Projektvorhaben waren die Ergebnisse der Untersuchung „Suchtmittelkonsum und suchtbezogene Problemlagen von Kindern und Jugendlichen in stationärer Jugendhilfe“, die in alarmierender Weise die besondere Belastung der Kinder und Jugendlichen in Jugendhilfeeinrichtungen aufzeigten. In der ersten Phase des Projekts (QuaSiE 1.0) wurden in sechs Einrichtungen der stationären Jugendhilfe die Situation untersucht, Konzepte entwickelt, 56 Fachkräfte basisgeschult. Der Schwerpunkt lag im Aufbau verhältnispräventiver Strukturen und der Vernetzung der Jugendhilfeeinrichtungen mit Suchthilfe.

In der zweiten Phase (QuaSiE 2.0) wurden die Arbeiten weitergeführt, Strukturen gesichert und schwerpunktmäßig ausgewählte Methoden und Programme der Suchtprävention geschult Dazu wurden fünf Programme ausgewählt, die die häufigsten Suchtmittel und Gefährdungsphasen adressieren: Rauchfrei jetzt!, Cannabis-MOVE, verschiedene Methoden der Alkoholprävention, risflecting sowie Trampolin. . An allen Schulungen nahmen jeweils zwei bis drei Fachkräfte der beteiligten Träger sowie z. T. Fachkräfte kooperierender Suchtberatungs- bzw. Suchtpräventionsstellen teil. Im Fokus stand nun die Verhaltensprävention und die konkrete Umsetzung bzw. Implementierung von gestuften, bedarfsbezogenen Maßnahmen.

Umsetzung

Im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitung wurde zu Beginn an den Standorten jeweils eine Ist-Erhebung und Bedarfsanalyse durchgeführt. Neben Analysen der Einrichtungsunterlagen und (Fokusgruppen-)Gesprächen mit Mitarbeitenden und mit Jugendlichen wurden auch Jugendämter zu ihrer Sicht auf Bedarfe, ihren Erwartungen an das Projekt und möglichen Erfolgskriterien befragt.

Zur Evaluation der Prozesse wurden begleitende Beobachtungen, Netzwerkanalysen u. a. durchgeführt und regelmäßig Zwischenergebnisse eingebracht und diskutiert.

Zum Ende der ersten Projektphase wurden die Ergebnisse evaluiert, bspw. in welcher Art die Konzepte weiterentwickelt, welche Regeln formuliert und welche Maßnahmen geplant oder implementiert wurden. Betrachtet wurde auch, welche Formen der Kooperation von Jugend- und Suchthilfe aufgebaut wurden und wie die Jungen und Mädchen in den Einrichtungen an den Prozessen beteiligt wurden.

In der zweiten Modellphase wurde die wissenschaftliche Begleitung weitergeführt und nun um eine Wirksamkeitsuntersuchung ergänzt, in deren Mittelpunkt Wirkungen, bspw. zur Verbesserung der Handlungskompetenz in der Mitarbeiterschaft, standen.

Ergebnis

Im Verlauf von QuaSiE 1.0 wurde das Fachwissen der Mitarbeitenden zum Thema Sucht vertieft und Handlungskompetenz gefördert. In den Einrichtungen wurden Fachteams aufgebaut und konzeptionelle Grundlagen für einen besseren Umgang mit konsumbezogenen Auffälligkeiten erarbeitet. Von der LWL-Koordinationsstelle Sucht bereitgestellte Materialien unterstützten die Entwicklung. Initiiert durch den LWL wurden an den Standorten Netzwerkanalysen durchgeführt, die den Blick für (mögliche) Kooperationen mit Suchthilfe und anderen Hilfen schärften. Insgesamt wurden durch das Modellprojekt intensive – vor allem verhältnispräventive – Entwicklungen vor Ort gefördert. Dabei ging es insbesondere um Haltung und Vorbildfunktion sowie um einen einrichtungsweit einheitlichen und verbindlichen Handlungsrahmen. FOGS hat die Entwicklungen in QuaSiE 1.0 einem Evaluationsbericht zusammengefasst, der Ende August 2018 dem Auftraggeber vorgelegt wurde: 

Abschlussbericht QuaSiE 1.0. des LWL und Evaluationsbericht von FOGS

Die Evaluation von QuaSiE 2.0 hat dann vielfältige Umsetzungsschritte und Ergebnisse dokumentiert, die deutlich machen, dass qualifizierte Suchtprävention im Setting der stationären Jugendhilfe umsetzbar ist. Zum Ergebnis kann festgehalten werden, dass durch die Teilnahme am Modellvorhaben viele Entwicklungen bei den Trägern angestoßen wurden, die über die definierten Modellbereiche hinauswirken. Nachdem die durch das Modellprojekt induzierten Entwicklungen in Projektphase 1.0 auf einrichtungsstrukturbezogene Prozesse fokussierten und die Reflexion des eigenen Handelns anstießen, haben die Träger in der zweiten Projektphase QuaSiE 2.0 dann zahlreiche Aktivitäten unternommen, um die Themen Substanzkonsum und suchtbezogene Problemlagen konzeptionell zu verankern und das Vorgehen konkret zu verändern.

Die ausgewählten Präventionsprogramme wurden durchgehend nicht wie geplant umgesetzt. Zum einen waren settingbezogene Anpassungen nötig, zum anderen erlaubte die Corona-Pandemie die Umsetzung insbesondere gruppenbezogener Aktionen nicht wie geplant. Gleichwohl konnten die Einrichtungen wesentliche Impulse der Maßnahmen aufgreifen, insbesondere wurde durchgehend Motivierende Gesprächsführung als sehr geeignete Intervention eingeschätzt, die gut in den Jugendhilfealltag zu integrieren ist. Aus Rauchfrei jetzt! und risflecting wurden Teilelemente übernommen und in Regelprocedere eingebaut, zudem wurden verschiedene alkoholpräventive Anregungen aufgegriffen. Die Handlungskompetenz der Fachkräfte wurde gesteigert und strukturell Gesundheitsförderung bei den Trägern durch das Aufgreifen suchtpräventiver Aspekte – auch bezogen auf die Beschäftigten – verbessert.
Alle Einrichtungen haben im Projektverlauf die Kooperation mit Suchthilfe aufgenommen bzw. ausgebaut. So konnten Verbesserungen bei der anlassbezogenen Einzelfallarbeit ebenso erzielt werden wie eine Verstärkung der institutionellen Vernetzung.

FOGS hat die Umsetzungsschritte und Ergebnisse dokumentiert und in einem Abschlussbericht zusammengefasst, der dem Auftraggeber Mitte 2021 vorgelegt wurde.