Evaluation der Umsetzung von Beschäftigungsmöglichkeiten für Menschen mit Behinderungen als Zuverdienst im Rheinland

Evaluation der Umsetzung von Beschäftigungsmöglichkeiten für Menschen mit Behinderungen als Zuverdienst im Rheinland

Laufzeit: von 2012 bis 2015
Auftraggeber: Landschaftsverband Rheinland
Mitarbeitende: Oliva, Hartmann, Mohr, Teuber

Aufgabe

Im Rahmen des Modellprojekts sollen zwei Aspekte vertieft untersucht werden: Zum einen soll erprobt werden, für welche Menschen mit Behinderung Beschäftigungsmöglichkeiten als Zuverdienst eine geeignete Alternative zu bisher gewährten Angeboten darstellen, zum anderen soll geklärt werden, welche Art von Betrieb besonders geeignet ist, Beschäftigungsmöglichkeiten als Zuverdienst anzubieten. Eine wesentliche Aufgabe der Evaluation besteht dabei darin, die Wirkungen des Modellprojekts in Bezug auf die intendierten Ziele zu erfassen und Handlungsempfehlungen zur Weiterentwicklung der Zuverdienstmöglichkeiten zu erarbeiten.

Umsetzung

Anknüpfend an die der Untersuchung zu Grunde liegenden Fragestellungen wird ein Evaluationskonzept umgesetzt, das qualitative und quantitative Methoden der empirischen Sozialforschung umfasst. Dabei werden zum einen die Betriebe, die Beschäftigungsmöglichkeiten als Zuverdienst anbieten, schriftlich befragt, zum anderen werden Mitarbeitende, die die Angebote in Anspruch nehmen, (leitfadengestützt) interviewt, insbesondere mit Blick auf die Bewertung der Beschäftigungsmöglichkeiten. Zudem werden Workshops für die Arbeitgeber*innen und die Beschäftigten angeboten, in denen die Modellerfahrungen ausgetauscht sowie Ergebnisse der Evaluation vorgestellt und diskutiert werden können.

Ergebnis

Die wichtigsten Untersuchungsergebnisse werden nachfolgend auszugsweise vorgestellt:

  • Im Modellverlauf haben sich die Zahl der Arbeitgeber*innen, die eine Beschäftigungsmöglichkeit als Zuverdienst anbieten, und die Anzahl der Stellen im Zuverdienst kontinuierlich erhöht. Auf der Homepage des LVR, mit der der LVR über das Modellprojekt informiert, kann eine aktualisierte Übersicht der Beschäftigungsangebote mit Kontaktdaten (u. a. Arbeitgeber*in, Ansprechpartner*in) eingesehen werden.
  • Als Ziele, die die Arbeitgeber*innen mit ihrem Angebot Zuverdienst erreichen wollen, wurden vor allem die Förderung der Mitarbeiter*innen und die Vermittlung von Grundqualifikationen bzw. -fähigkeiten genannt. Darüber hinaus sollen die Mitarbeiter*innen bei einer (sinnvollen) Tagesstrukturierung sowie der Stärkung und Entwicklung von sozialen Kompetenzen unterstützt werden.
  • Das Angebotsspektrum bzw. die Arbeitsbereiche, die die Arbeitgeber im Zuverdienst vorhalten, sind, entsprechend ähnlicher Projekte in anderen Bundesländern, sehr vielfältig. So werden neben Hausmeisterdienstleistungen auch Garten- und Landschaftspflege sowie Tätigkeiten in den Bereichen Verwaltung, Lager und Transport oder Küche/Café angeboten.

Mit Blick auf die bei den Arbeitgeber*innen im Zuverdienst beschäftigten Mitarbeiter*innen können folgende Befragungsergebnisse beschrieben werden:

  • Im Zuverdienst sind insbesondere Personen mit psychischen Erkrankungen (und/oder Behinderungen) bzw. von Behinderung bedrohte Menschen tätig. Der Anteil der Frauen lag bei 51 % und der der Männer bei 49 %. Das durchschnittliche Alter liegt bei rund 46 Jahren.
  • Die Mitarbeiter*innen im Zuverdienst haben behinderungsbedingte Unterstützungsbedarfe, die die Notwendigkeit sowohl arbeitsbegleitender und fachpraktischer Anleitung als auch psychosozialer Begleitung zur innerbetrieblichen Unterstützung der Beschäftigten verdeutlichen.
  • Die Motive der Menschen mit Behinderung, eine Beschäftigungsmöglichkeit als Zuverdienst aufzunehmen, sind individuell unterschiedlich: Im Vordergrund steht häufig der Wunsch, (wieder) eine Tagesstruktur zu haben, sich zu stabilisieren und (weiter) zu gesunden. Einer (zeitlich geregelten) Beschäftigung nachzugehen sowie die Möglichkeit, Geld hinzuverdienen zu können, stellen weitere Gründe der Menschen mit Behinderung dar, im Zuverdienst zu arbeiten. Auch der Kontakt zu Kolleg*innenen und Kund*innen bzw. das „unter Leute kommen“ ist für viele der befragten Mitarbeitenden ein wichtiges Motiv.

Die Ergebnisse der Evaluation wurden dem Landschaftsverband Rheinland (LVR) im April 2016 in einem Abschlussbericht vorgelegt. Dort werden auch die im Rahmen der Evaluation entwickelten Handlungsempfehlungen vorgestellt, die u. a. Vorschläge zur Weiterentwicklung des Modellprojekts und eine mögliche Fortführung beinhalten.