Wissenschaftliche Begleitung des Modellprogramms „transVer“ – Verbesserung des Zugangs zur Suchthilfe und der Hilfeerbringung für Menschen mit Migrationshintergrund (in Kooperation mit FTK)

Wissenschaftliche Begleitung des Modellprogramms „transVer“ – Verbesserung des Zugangs zur Suchthilfe und der Hilfeerbringung für Menschen mit Migrationshintergrund (in Kooperation mit FTK)

Laufzeit: von 2009 bis 2012
Auftraggeber: Bundesministerium für Gesundheit
Mitarbeitende: Schu, Martin

Aufgabe

Der Anteil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund liegt in der Bundesrepublik Deutschland derzeit bei ca. 20% und nimmt stetig zu. Auf diese wachsende Vielfalt in der Gesellschaft müssen sich auch die Versorgungssysteme einstellen: Suchterkrankung und -gefährdung können jeden betreffen, auch Menschen mit Migrationshintergrund. Die Erfahrung zeigt, dass nicht nur seitens Klient*innen mit Migrationshintergrund, sondern auch bei Einrichtungen und Fachkräften der Suchthilfe Zugangsbarrieren bestehen. Um die Versorgung zielgruppengerecht zu gestalten, bedarf es einer transkulturellen Öffnung. Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) hat den Abbau von Zugangsbarrieren und die Bereitstellung zielgruppengerechter Hilfen zum Gegenstand einer Förderinitiative gemacht. Das Vorhaben startete im Frühsommer 2009 für die Laufzeit von drei Jahren. Ziel war, eine kultursensible Suchthilfe zu entwickeln, zu erproben und zu evaluieren.

Umsetzung

Sechs regionale Modellprojekte erprobten exemplarisch zielgruppengerechte Ansprache und Maßnahmegestaltung. FOGS und Dr. Dietmar Czycholl, Fortbildung transkulturell (FTK), wurde die übergreifende wissenschaftliche Begleitung übertragen. Die Aufgaben der wissenschaftlichen Begleitung bestanden neben der übergeordneten Evaluation zur Beantwortung der zentralen Fragestellungen in der Generierung verallgemeinerbarer Empfehlungen und dem systematischen Ergebnistransfer. FOGS und FTK haben dazu in enger Kooperation mit den Praxisprojekten zentrale Evaluationselemente entwickelt bzw. harmonisiert, den Austausch zwischen den Projekten und den unterschiedlichen Binnenevaluationen organisiert – u.a. durch zwei Treffen/Jahr sowie die Projekt-Website www.transVer-sucht.de. Die Projekte wurden regelmäßig besucht und beraten. Schließlich wurden die standortbezogenen Ergebnisse jährlich zu einem zusammenfassenden Bericht aufgearbeitet.

Ergebnis

Im Laufe des Modellvorhabens konnte durch die unterschiedlichen Maßnahmen an den sechs Modellstandorten der Zugang zum Suchthilfesystem für Menschen mit Migrationshintergrund verbessert werden. Es wurden z.T. deutlich mehr Menschen mit Migrationshintergrund erreicht. Zudem stellten die Projekte ihre Arbeit so um, dass die Beratung bzw. Behandlung erfolgreicher wurde, KlientInnen mit Migrationshintergrund länger in der Einrichtung verweilten und die Behandlung öfter regulär beendeten.

Die Modellerfahrungen haben gezeigt, dass transkulturelles Arbeiten mit komplexen Anforderungen verbunden ist und immer die gesamte Einrichtung betrifft und fordert. Neben der Erstellung des Abschlussberichts wurde deshalb zur Weitergabe zentraler Erkenntnisse des Modellprogramms am 20.11.2012 in Leipzig ein Fachtag durchgeführt sowie eine Handreichung zur praktischen Umsetzung transkultureller Suchthilfe erstellt:

Schu, M., Martin, M. & Czycholl, D. (2013). Zugänge finden, Türen öffnen: transkulturelle Suchthilfe. Praktische Erfahrungen aus dem Modellprogramm transVer. Lengerich: Pabst.

Mehr Informationen: www.transver-sucht.de

Veröffentlichung des Artikels „Transkulturelle Suchthilfe – Erfahrungen im Bundesmodellprogramm transVer“ in der Zeitschrift Suchttherapie:
Schu, M. & Czycholl, D. (2014). Transkulturelle Suchthilfe – Erfahrungen im Bundesmodellprogramm transVer. Suchttherapie 15/2014, 61 – 66.