Studie zu Geschlechterspezifischen Anforderungen an die Suchthilfe – Gender Mainstreaming in der Suchttherapie von Jugendlichen (in Kooperation mit der delphi GmbH, dem DZSKJ und Dr. Christel Zenker)

Studie zu Geschlechterspezifischen Anforderungen an die Suchthilfe – Gender Mainstreaming in der Suchttherapie von Jugendlichen (in Kooperation mit der delphi GmbH, dem DZSKJ und Dr. Christel Zenker)

Laufzeit: von 2007 bis 2009
Auftraggeber: Bundesministerium für Gesundheit
Mitarbeitende: Schu, Kirvel, Wünsche

Aufgabe

Konsummuster, Konsummotive, Risiko- und Schutzfaktoren unterscheiden sich quantitativ und qualitativ bei Jungen und Mädchen. Im Hinblick auf riskanten Konsum von Suchtmitteln und Suchterkrankungen besteht für Jungen und Männer eine größere Vulnerabilität als für Mädchen und Frauen. Fakten und Trends bei gendertypischem Konsumverhalten, Suchtverläufen und -folgen erfordern, neben dem fachspezifischen Wissen, auch Genderkompetenz bei den beteiligten Professionen. Aufgabe des vom Bundesministerium für Gesundheit 2009 geförderten Forschungsprojekts war es, wissenschaftliche Erkenntnisse zu geschlechterspezifischen Anforderungen in der Suchthilfe aufzuarbeiten und diesbezügliche Konzepte und Erfahrungen in der Praxis zusammenzutragen. Ein zweiter Fokus der Untersuchung lag in der Erhebung von Vernetzungsstrukturen bei der Betreuung junger Menschen mit suchtbezogenen Problemen.

Umsetzung

Zur Bearbeitung der Fragestellungen haben FOGS und delphi in Zusammenarbeit mit dem DZSKJ und Dr. Zenker zunächst die Fachliteratur systematisch ausgewertet und den Stand der Fachdiskussion bzgl. Epidemiologie, Sozialisationsfaktoren und entwicklungspsychologischen Aspekten substanzbezogener Störungen, Risikofaktoren und Hilfebedarf etc. erfasst. Zudem wurden graue Literatur, Einrichtungskonzepte, Jahres- und Arbeitsberichte etc. ausgewertet und zusammengetragen, wie Genderaspekte in Jugend- und Suchthilfe sowie in der Kinder- und Jugendpsychiatrie wahrgenommen und berücksichtigt. Des Weiteren wurde eine umfassende Untersuchung mit quantitativen und qualitativen Elementen durchgeführt, darunter eine Bestandsaufnahme zu geschlechterspezifischen Konzepten und Angeboten, eine schriftliche Befragung der so identifizierten Einrichtungen sowie vertiefende Interviews mit ausgewählten VertreterInnen der Angebote. ExpertInnen kooperierenderer Versorgungsbereiche wurden in Fokusgruppengesprächen zu Vernetzungsaspekten befragt und best-Practice-Modelle identifiziert. Schließlich wurden 103 im Rahmen fragebogengestützter Einzelinterviews zu Konsumverhalten, Problemlagen, Hilfenutzung und Wahrnehmung geschlechtsspezifischer Aspekte sowie zu subjektiven Versorgungsbedarfen befragt.

Ergebnis

Die Untersuchung zeigte, dass Gender Mainstreaming und gendersensibles Arbeiten noch lange nicht in die Alltagsroutine der pädagogischen bzw. therapeutischen Praxis in suchtspezifischen Einrichtungen für Jugendliche integriert sind. Es gibt weder in der Praxis, noch in der Fachöffentlichkeit einen Konsens darüber, was zu einer guten Praxis gendersensibler Arbeit mit Jugendlichen mit suchtbezogenen Problemen gehört. Die Ergebnisse verweisen des Weiteren auf die mangelhafte Vernetzung von suchtspezifischen Hilfen für Jugendliche mit der (allgemeinen) Jugendhilfe und der Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie auf unzureichende Sensibilitäten bezogen auf den Substanzkonsum Jugendlicher in Schule, Jugend(freizeit)einrichtungen und (kinder- und jugend-)ärztlicher Versorgung. Schließlich sprechen die AutorInnen eine Vielzahl von Empfehlungen zur Verbesserung der Versorgung aus und regen an, Praxisevaluationen und Forschung zu gendersensiblen Arbeitsansätzen für Mädchen/Frauen und Jungen/ Männer, zu gleichgeschlechtlichen versus gemischtgeschlechtlichen Angeboten, zum Einfluss von Wahrnehmungen und Einschätzungen von Betreuungspersonen zu Männlichkeit und Weiblichkeit auf ihr Handeln und zu vielem mehr zu initiieren bzw. zu verstärken. Ein Ziel davon wäre die Entwicklung von Standards bzw. Versorgungsleitlinien einer gendersensiblen Arbeit in der Jugendsuchthilfe.

Schu, M., Wünsche, T., Tossmann, P., Jonas, B., Zenker, C. & Stolle, M. (2009). Geschlechterspezische Anforderungen an die Suchthilfe – Gender Mainstreaming in der Suchttheraoie von Jugendlichen, Abschlussbericht für das BMG. Köln: FOGS.